Die Rebsorte Chardonnay ist eine Weissweinsorte die einen beispiellosen Aufstieg genommen hat. Es war vor allem ihr Geschmack und Aroma, die zu ihrer außerordentlichen Beliebtheit geführt hat. Damit beschreibt sie in der Geschichte der Weinkultur einen Vorgang eigener Art.
Die Rebsorte Chardonnay: Beschreibung und Herkunft
Wurden in Frankreich 1972 noch 18.000 ha Chardonnay-Reben gezählt, wies die Statistik für 2007 44.000 ha aus. Weltweit sind 175.000 ha mit ihr bepflanzt und auch in Deutschland will man Anteil an ihrem Erfolg haben. Seit 10 Jahren etwa wird dort von der französischen Sorte mehr und mehr angebaut, aktuell ca. 1500 ha.
Das „Taschenbuch der Rebsorten“ trifft folgende Weinbeschreibung für den Bereich der Schweiz: „Die Weine übertreffen qualitativ die des Weissburgunders und finden zunehmend Interesse“. Zu Frankreich wird u. a. vermerkt: „Die qualitativ sehr gute Weissburgunderspielart gehört in mehr als 40 Departements zu den empfohlenen Sorten“.
Der Vergleich mit dem Weissburgunder geschieht nicht von ungefähr, ist der Chardonnay doch eine Kreuzung von Pinot und Gouais blanc, der früher als Heunisch bezeichnet wurde. Der Name der Sorte stammt aus dem kleinen burgundischen 200-Einwohner-Dörfchen gleichen Namens, wobei „Chardon“ soviel wie Distel bedeutet.
Chardonnay: Wein wie ihn Jancis Robinson liebt
Die britische Master of Wine, Jancis Robinson, schreibt über ihn in Reben – Trauben – Weine: „Im Chardonnay verbinden sich alle glücklichen Umstände: Die Winzer ziehen ihn gern, die Kellermeister behandeln ihn gern, und wir alle trinken ihn gern.“
Letzterem ist unbedingt zuzustimmen: Der Chardonnay zeichnet sich durch außerordentlichen Frucht und Körperreichtum und ein bemerkenswertes Maß an Komplexität und Nuancenreichtum aus. Der frühe Austrieb – mit Frostgefährdung im Frühjahr – und ein Hang zum Verrieseln, bereitet den Winzern allerdings nicht nur Freude. „Verrieseln“ meint die Abstoßung von Blüten oder jungen Beeren.
Positiv aus Sicht der Winzer ist allerdings die frühe Reife, die in aller Regel die Lese bei günstigen Wetterbedingungen ermöglicht, und die umständliche Kellerarbeiten entbehrlich macht. Bei seiner frühen Reife wird sogar darauf geachtet, dass nicht zu spät geerntet wird, denn die Traube wird auch sehr süß. Es könnten zu alkoholreiche und dann schwere plumpe Weine entstehen.
Chardonnay: „trocken“ würde ihn reduzieren
Aufgrund seines Nuancenreichtums und der verschiedenen Weinstile ist der Geschmack des Chardonnay schwer zu bestimmen: Vom Bukett grüner Äpfel, über Melonen, Ananas, frischen Haselnüssen und einem Rauchton, geht die Skala bis Honig, Birne, Pfirsich, Akazie, Anis, Wiesenblumen und Feuersteinton.
Dass die Aromen, die die Herzen der Weissweinliebhaber höher schlagen lassen, vor allem in der Heimatregion des Chardonnay, im Burgund, an der Côte d’Or gedeihen, ist nicht verwunderlich. Hier wachsen die berühmtesten und teuersten Weine der Welt, z. B. die Weine aus Meursault und der unvergleichliche Montrachet. Der Montrachet war übrigens der Lieblingswein Friedrich von Schillers. Nicht wenig zur Berühmtheit der Sorte haben aber auch die Weine des Chablis beigesteuert, die inzwischen allein in diesem Gebiet über eine Rebfläche von 4.500 ha verfügen. Und schließlich sind die edlen Champagner zu nennen, deren weiße Rebsorte der Chardonnay ist.
Der Chardonnay: Weisswein der Italiener
Alle Welt will diesen Wein. In Italien sprach man von einer Chardonnay-Manie, inzwischen sind über 11.000 ha mit ihr bestückt, in den USA darf man getrost von einem Hype sprechen. Überall ist der Chardonnay-Wein außerordentlich erfolgreich, Spanien, Südamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland, selbst England ist dabei.
Mit dem Namen Chardonnay verbinden insbesondere Winzer und Marketingleute den Anspruch, möglichst problemlos einen hochwertigen und schmackhaften Wein zu verkaufen. Als ob der Name auf dem Etikett von vornherein einen Anspruch auf Qualität verbürgen würde.
Anspruchsvoller Wein: Chardonnay gedeiht nicht auf jedem Terroir
Dass dies nicht überall gelingt, machen einige Beispiele deutlich. So kamen Chardonnays – ganz im Gegensatz zu sonst hervorragenden Ergebnissen überall in Italien – aus Süditalien auf den Markt, die zwar eine kräftige Farbe bei moderatem Alkoholgehalt aufwiesen, aber nicht ein typisches Aroma, Komplexität und Nuancenreichtum. Mehr als allgemeiner Weingeschmack war nicht festzustellen. Nicht jedes Klima und nicht jeder Boden ist dem Wein Chardonnay zuträglich. Vor allem Dingen bei deutschen Chardonnays konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Sorte nach Deutschland gut passt. Am Kaiserstuhl, der Pfalz und Rheinhessen werden erfreuliche Ergebnisse verzeichnet.
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