Auch wenn alle Wege nach Rom führen, die letzte Etappe bei der Tour de France führt unweigerlich nach Paris. Relativ oft ist bei den spektakulären Bergetappen des berühmtesten Radrennens der Welt auch die kraftzehrende Fahrt auf den Mont Ventoux dabei. Viele Radsport-Fans kennen den Berg aber noch in einem anderen Zusammenhang: als Herkunftsbezeichnung (Appellation d’Origine Controlee) für ansprechende Rot-, Rose- und Weißweine aus den Tälern des „Riesen der Provence“, wie der „Berg der Winde“ auch genannt wird.
Die Winzer der Côtes du Ventoux
Die Appellation – begründet 1973 – ist noch verhältnismäßig jung, war aber schon kurz der Gründung auf der Höhe der Zeit, in dem ein Önologe eingestellt wurde, der sich mit nichts anderem als der Qualitätsverbesserung zu befassen hatte. Schon seit 1939 ist ein Qualitätsmanagement für die Region bekannt. Die Ventoux-Winzer verstanden mehrheitlich, dass vor dem Hintergrund der gewaltigen Konkurrenz von Spitzen- und Großerzeugern der Rhone, die kleinen Weinbauorte in den Ventoux-Dörfern leicht ins Hintertreffen geraten könnten. Da war die Tatsache, dass Weinbau in der Region bereits seit dem ersten Jahrhundert nach Chr. betrieben wurde, nicht ausschlaggebend. Dank des Engagements der Ventoux-Winzer blieben die Befürchtungen aus.
Der Rebsorten-Mix des Ventoux-Gebietes ist identisch mit den bekannten Sorten der Cotes du Rhone, sowohl beim Rotwein, als auch bei Rose und Weißwein. Trotzdem weisen die Ventoux-Weine ihre geschmacklichen Eigenheiten auf, ob sie nun fruchtig, duftig oder gehaltvoll sind, oder beides. Meist sind die Ventoux-Weine im Vergleich zur Rhone etwas milder und runder.
Die Hauptstadt Carpentras
Ein Besuch in den meist malerischen Dörfchen rund um die Hauptstadt Carpentras lohnt sich auf jeden Fall, denn die Weinqualitäten sind überall in Ordnung, die Weine in den Dörfern weisen meist eine spezifische Charakteristik auf – und bieten im Vergleich zu manchen Rhone-Sorten, vor allem gegenüber dem nahegelegenen Gigondas und Vacqueyras, deutliche Preisvorteile.
MARRENON Ventoux Rouge 2013 von Jacques Weindepot
Die Probe auf’s Exempel kann praktisch jederzeit und fast überall vollzogen werden: Das Jacques Weindepot bietet einen roten Cotes du Ventoux, Jahrgang 2013, an. Der 13-Prozenter, gekeltert aus Grenache Noir und Syrah, ist kräftig und – für einen Rhonewein im weitesten Sinne – durchaus elegant. Aromen von Schwarzer Johannisbeere und Brombeeren fallen auf. Holzfassausbau, worauf der Winzerverein Marrenon in La Tour d’Aiques verzichtet, würde nur irritieren. Trotzdem ist der Tropfen für 6,70 € zu haben. Manche Ventoux-Weine liegen noch günstiger.
Unter den besten Dörfern sollte auch Bedoin genannt werden, wo ein vorzüglicher Rosé gekeltert wird. Der „Grange de Dames“ ist ein wunderbar duftiger, leichter und saftiger Rosé, der freilich jung getrunken werden muss. Sehr zu empfehlen sind aus Bedoin auch die nach dem gleichnamigen Schloss benannten Weine des Chateau Crillon, die in allen Farben angeboten werden.
Bildnachweis: © morguefile.com – tjk