Weinrallye #84: Sekt aus dem Hause des Baron Knyphausen

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Wenn man in Eltville in Richtung Rüdesheim unterwegs ist, kann man praktisch im Vorbeifahren die Bekanntschaft mit Gerko Baron von Knyphausen machen, vorausgesetzt man hat ein Auge für den früheren Wirtschaftshof des Klosters Ebersbach. Dem Geschichtsfreund springt der Name allerdings noch aus anderen Gründen ins Auge: Waren nicht die Knyphausens große Soldaten, die im Dreißigjährigen Krieg auf protestantischer Seite viel Ruhm eingefahren hatten? Wie kommt ein Knyphausen nach Eltville? Die Antwort ist einfach: durch Heirat.

Zunächst war der Eltviller Grundbesitz ein Mischbesitz aus vielerlei Ackerland, der später ganz auf Wein umstellte.

Der völlig uneitle Weinbaron erzählt gerne, auch Historisches, wenn er bei dem Nachfrager auf echtes Interesse stößt. Beim „Weinlesetag“, macht er auch schon mal das Bett für seine Gäste, wenn diese es unvorhergesehen brauchen sollten, weil von seinen vorzüglichen Weinen mehr getrunken wurde, als die Polizei erlaubt.

Besonders gerne erzählt er aber von seinen Weinen, jeder ein Fall für seinen Stolz. Zu diesen Weinen gehören seit langem auch bereits ausgezeichnete Sekte, die produziert wurden, weil die Weinkunden einfach danach fragten. Schon seit mindestens 1999 – Erscheinungdatum vom „Sekt und Champagner“ von Tom Stevenson – spielt der Baron Knyphausen auch beim Sekt in der Oberliga mit. Stevenson dazu: „Seine Klasse und Eleganz übertrifft alle im Handel erhältlichen trockenen Rieslingsekte haushoch. Knyphausen ist eine Klasse für sich.“

Zu insgesamt drei Sektqualitäten werden die Knpyhausen-Trauben verarbeitet, es wird auch ein Brut Rose aus Pinot Noir produziert, der Lieblingssekt meiner Frau. Allerdings, die Hauptattraktion ist aber der Riesling Sekt Brut „Herrlichkeit“. Dieser Riesling wird als Grundwein mehrere Jahre auf der Hefe gelagert und bis die klassische pfirsichartige Reife entsteht. Natürlich dient das Verfahren auch dem behutsamen Säureabbau, der dem Riesling so gut tut, ohne Komplexisität und Struktur zu beeinträchtigen. Baron von Knyphausen stellt seine „Herrlichkeit“ auf eine Stufe mit einem „hervorragenden Vintage-Champagner“.

Strohgelb mit grünen Reflexen kommt der „Herrlichkeit“ mit sanfter Perlage aus der Flasche. Mit leichten Röstnoten, Honigaromen, Espresso-Noten und einer kleinen Spur Spearmint weist er höchst komplexe Aromen auf. Körperreich, mit einem Hauch von Süße perfekt ausbalanciert zur unterstützenden Säure, wie eine cremige Mousse mit Wein und Honig und weißer Toblerone umschließt er den Gaumen.

Für Menschen die täglich Sekt trinken ist der „Herrlichkeit“ zu schade, auch für Betriebsfeiern sollte er eher nicht eingesetzt werden, es sei denn, dazu werden Speisen wie Austern, Hummer oder Kaviar gereicht. Schließlich ist der Preis für den „Himmelreich“ von 19,50 € zu beachten. Die beiden anderen Sekte sind für weniger Geld zu haben.

Vielleicht ist es ungerecht den „Himmelreich“ derart herauszuheben, denn auch Knyphausens Stillweine sind beachtlich. Dies wird dem Weinfreund sofort deutlich, wenn er erfährt um welche Einzellagen es sich handelt: Kiedricher Sandgrub, Hattenheimer Wisselbrunnen, Erbacher Michelmark, Erbacher Steinmorgen, auch der Hohenrain, Siegelsberg und der Marcobrunn sind dabei.

Schlecht Jahre und ungünstige Lesebedingungen können aller „Herrlichkeit“ ein abruptes Ende setzen. Knyphausen unternimmt allerdings allerhand, um gute Lesen zu sichern. Seit Jahren sind die gleichen Teams zur Lese in den Weinbergen unterwegs, Personal das eingearbeitet und ortskundig ist, und weiß worauf es ankommt, so dass schon bei der Lese eine erste Traubenselektion erfolgt.

Weinrallye #84: Lasst die Perlen tanzen!

Das war’s mal wieder, Ihr Lieben. Was ihr gerade gelesen habt,ist mein Beitrag zur Weinrallye #84, die heute von drunkenmonday (welch göttlicher Name…) ausgerichtet wird. Klickt euch rüber und lest auch noch die anderen feinen Beiträge zum Thema „Lasst die Perlen tanzen!


Bildnachweis: © morguefile.com – NinoAndonis

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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