Schaum-, Perl- und Stillweine aus Italien werden als Prosecco bezeichnet, wenn sie aus den Provinzen Friaul-Julisch Venetien oder Venetien kommen. Kenner haben schon vor einiger Zeit entdeckt, dass Prosecco durchaus eine Alternative zum Champagner ist – nicht weniger schmackhaft, dafür aber deutlich günstiger.
Haben Champagnergetränke besonders zu Weihnachten und zum Jahreswechsel Hochsaison, so werden die beliebten Schaumweine das ganze Jahr über konsumiert. Schon häufiger gab es auch Meldungen über Prosecco-Krisen, doch diese wurden bisher nicht Realität und waren eher von den Zeitungen und allgemein von der Presse geschürt worden.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Wie alt ist das Getränk?
Prosecco-Wein gab es im Gegensatz zu vielen heutigen Annahmen schon im Altertum – hier trug er noch den Namen Vinum Pucinum und ihm wurde eine medizinische Wirkung zugesprochen. So schrieb die dritte Gattin von Kaiser Augustus ihr langes Leben dem Genuss des Schaumweins zu – immerhin wurde die gute Frau 87 Jahre alt, ein sehr ansehnliches Alter für die damalige Zeit.
Den heutigen Namen trägt das Getränk seit der Veröffentlichung eines Gedichts von Valeriano Canati, der dieses im Jahr 1754 verfasste und hier vom „apfelaromatischen Prosecco“ sprach. Diese Bezeichnung erhielt das Getränk nach dem Dorf Prosseck, welches zu Triest gehört und weit außerhalb der heutigen Region liegt, die als Hauptanbaugebiet gilt.
Informationen zu den verschiedenen Arten: Prosecco; Schaumwein, Perlwein oder Stillwein
Zum Schaumwein:
Der Schaumwein wird als Spumante bezeichnet und darf sich nur Sekt nennen, wenn eine Flaschen- oder eine Tankgärung vorgenommen wurde und damit die Erzeugung der Kohlensäure erfolgte. Meist handelt es sich um die Tankgärung, denn diese ist weitaus weniger aufwendig als die Flaschengärung. Der Wein gehört zu den beliebtesten Arten.
Zum Perlwein:
Prosecco Frizzante nennt sich das Getränk, das einen geringen Gehalt an Kohlensäure aufweist und oft auf einem einfachen Stillwein basiert. Durch Kühlung und Druck entsteht Kohlensäure und fertig ist der Prosecco Frizzante. Der Frizzante hält die Kohlensäure nicht lange und gibt diese schon kurze Zeit nach dem Öffnen der Flasche an die Umgebung ab. Darin unterscheidet sich der Frizzante vom Spumante, der weitaus mehr Kohlensäure enthält und diese auch länger halten kann.
Zum Stillwein:
Aus der gleichen Rebsorte wie die anderen Proseccoarten werden auch stille Weißweine gekeltert, die dann als Schaumweine bezeichnet werden. Diese werden aber meist nur innerhalb von Italien verkauft.
Die Arten sind ein Unterscheidungsmerkmal des Proseccos, ein anderes sind die Herkunftsbezeichnungen. So gibt es den „DOC“, der aus neun Provinzen Venetiens und Friaul-Julisch Venetiens stammt. Nur zwei Prosecco-Varianten tragen die Bezeichnung „DOCG“, was für die garantierte und kontrollierte Herkunft steht. Diese beiden stammen aus der Provinz Treviso aus der Region Venetien.
Dann gibt es noch den Conegliano Valdobbiadene DOCG aus Conegliano und Valdobbiadene sowie den Colli Asolani DOCG aus der Umgebung von Asolo, einer Stadt in Italien.
Der „IGT“ ist heute nicht mehr erhältlich, damit wurden die Weine benannt, die aus der einst unter dem Namen „Prosecco-Traube“ bekannten Rebsorte gewonnen wurden. Ein festgelegtes Anbaugebiet gab es dafür nicht.
Video: Schaumwein, Sekt, Champagner und Prosecco – Die Weinexperten
Prosecco Herstellung: Was kommt in welchen Mengen woher?
Auf rund 17.500 Hektar werden die Reben angebaut, die für die Herstellung des Prosecco-Weines nötig sind. Daraus entstehen alljährlich etwa 2.141.394 Hektoliter DOC-Wein. Dazu kommen aber noch einmal knapp 17.000 Hektoliter aus den Untergebieten Asolo und Conegliano Valdobbiadene (590.000 Hektoliter). Hier wird der DOCG-Wein produziert. Die Rebsorte, die am häufigsten verwendet wird, trägt den Namen „Glera“ und war früher als „Prosecco-Traube“ bezeichnet worden. Nur zu höchstens 15 Prozent dürfen andere Rebsorten zum Einsatz kommen.
Beschreibung der Arten
Normaler Prosecco zeichnet sich durch seine strohgelbe Farbe aus, durch seinen feinen und charakteristischen Geruch sowie durch seinen lieblichen Geschmack. Er ist eher trockener und enthält mindestens 10,5 Prozent Alkohol. Der Säuregehalt liegt bei mindestens 4,5 Gramm je Liter.
Prosecco Spumante besitzt eine anhaltende Perlage, das heißt, er perlt auch nach Öffnen der Flaschen lange nach und hält die Kohlensäure. Die Farbe ist ebenfalls strohgelb und eher leuchtend. Geschmacklich ist von trocken über halbtrocken bis frisch und fruchtig alles dabei, der Alkoholgehalt liegt leicht höher als beim normalen Prosecco-Wein. Der Säuregehalt hingegen ist ähnlich.
Der Frizzante entwickelt nach dem Öffnen sehr offensichtlich Bläschen, auch geschmacklich ist von fruchtig bis trocken alles dabei.
Halbtrockene und trockene Varianten entstanden früher übrigens ganz natürlich. Im Winter endete die Gärung, dann war der Zucker noch nicht gänzlich in Alkohol umgesetzt worden. Eine geringe Restsüße blieb damit erhalten, ebenso die Kohlensäure. Heute hingegen sind die meisten Prosecco-Schaumweine völlig vergoren und damit sehr trocken. Die halbtrockene Variante entsteht durch die Kellertechnik, bei der die Temperatur kontrolliert wird. Der Winter spielt nun keine Rolle mehr – die winterlichen Bedingungen werden einfach künstlich erzeugt.
Prosecco kontra Champagner
Für 2015 wurde der Champagner-Branche ein Umsatz von über 4,5 Milliarden Euro vorausgesagt, was im Übrigen auch erreicht bzw. sogar noch übertroffen wurde. Dabei ist das edle Getränk längst nicht mehr zwingend die erste Wahl, denn immer mehr Menschen greifen zu einer Flasche Prosecco. „Scavi Ray“ steht zu Silvester auf vielen Tischen – er ist deutlich günstiger als das Original, lässt aber an Qualität nichts vermissen. Vor allem die Amerikaner erweisen sich als Prosecco-Liebhaber und steigern den Umsatz enorm. Auch in Großbritannien wächst der Markt – was für die Champagner-Branche nicht unbedingt von Vorteil ist. Denn Großbritannien zählt als zweitwichtigster Exportmarkt für das edle Getränk und die Prosecco-Verkäufe steigen viel rasanter an als die des Edelschaumweins aus Frankreich.
Nicht nur, dass die Prosecco-Preise viel niedriger sind, das Getränk eignet sich auch besser für das Mischen von Mixgetränken. Sogar in Frankreich selbst zeigt sich damit ein gewisses italienisches Lebensgefühl, zusammen mit Aperol wird der Scavi Ray gemixt und gilt schon fast als unverzichtbares Lebensmittel – zumindest bei Feiern und verschiedenen festlichen Anlässen. Wein ist in allen Varianten zum Mixen sehr gut geeignet, daher wird auch mit Schaumweinen fröhlich experimentiert.
Der Chef des Champagnerhauses Paillard, der auch sein Gründer ist, sieht den Prosecco-Erfolg aber eher gelassen, denn eine Konkurrenz zum Edelgetränk habe es schon immer gegeben. Schaumweine sind zu rund zehn Prozent auf dem Markt für Weine vertreten, davon wiederum machen etwas zehn Prozent die Champagnerarten aus. Dass es bei den meisten Konkurrenten eher um einen niedrigeren Preis auf Kosten der Qualität gehe, sei allen bewusst. Die Eigenschaften der Produkte sind grundverschieden und meist sind andere Getränke nur Kopien. Schon allein die Tatsache, dass die Tankgärung vorgezogen wird und dass meist keine aufwendige Flaschengärung zum Einsatz kommt, ist ein Unterscheidungs- und Qualitätsmerkmal. In der Flasche braucht das Getränk bis zu 36 Wochen, ehe es den Reifungsprozess beendet hat. Im Tank hingegen ist die Gärung deutlich schneller und billiger möglich. Viele Verbrauchen haben zwar solche Informationen gar nicht und gehen bei der Auswahl in erster Linie nach dem Preis. Doch der Geschmack ist ebenfalls verschieden, hier zeigt sich in jedem Liter die unterschiedliche Qualität.
Nachteilig wirkt sich für Champagnersorten aus, dass sie ein eher steifes Image verkraften müssen. Sie sind teurer, weil sie Trauben zukaufen müssen. Es handelt sich nicht um ein Getränk, das als erste Wahl für Mixgetränke genutzt wird und die Hersteller können an den eher teuren Produktionsverfahren nichts ändern. Daraus resultiert nun, dass die Prosecco-Konkurrenz durchaus ernst genommen werden muss, auch wenn die Getränke aus Treviso und anderen Regionen eher als Lebensmittel denn als Genussmittel gelten.
Prosecco-Sekt: Ebenfalls in der Krise?
Nicht nur die Champagner-Liebhaber wurden durch Krisen gebeutelt bzw. stehen solchen noch gegenüber, auch die Prosecco-Fans mussten schon Schlappen einstecken. So fiel zum Beispiel im Jahr 2014 die Ernte derart schlecht aus, dass es zu Spannungen auf dem Markt kam. Die Produzenten konnten nicht mehr gleichermaßen genügend Abfüllmengen garantieren.
Ein Problem dabei waren unter anderem die strengen Auflagen, die zum Beispiel garantieren sollen, dass die Schaumweine nur aus bestimmten Regionen stammen. Gleichzeitig mit der Meldung, dass die Ernten zu schlecht seien und somit die gewünschte Abfüllmenge nicht garantiert werden könnte, kam allerdings der Vorwurf auf, dass die Preise künstlich in die Höhe getrieben werden sollten. Es entstand das Gerücht, dass die Mär vom Engpass nur aufkam, damit die Flaschen teurer verkauft werden konnten. Schließlich sind in den letzten Jahren die Preise ohnehin immer weiter gestiegen, warum sollte nun einmal ein Ende erreicht sein?
In den europäischen Ländern sowie in den Vereinigten Staaten gab es einen regelrechten Boom an Prosecco-Getränken, die Nachfrage stieg immens. Der Umsatz mit den Schaumweinen stieg somit um bis zu 27 Prozent im Jahr 2014, verglichen mit dem Vorjahr. Rund 65 Millionen Flaschen konnten in diesem Jahr mehr verkauft werden, das waren also insgesamt 306 Millionen.
Nun scheint es so, als stünde nach der Schwemme eine Krise ins Haus – eine Notsituation stehe an. Allerdings sind diese Gerüchte bis jetzt noch nicht Wahrheit geworden, wirklich in Not kam noch kein Produzent oder Lieferant. Der Nachschub an Schaumweinen war immer garantiert, die Befürchtungen über Engpässe stellten sich bisher nicht als Wahrheit heraus. Eine gute Ernte ist schon fast sicher, wenn das Frühjahr angenehm mild verläuft – zu kalte oder zu heiße Frühlingsmonate hingegen verderben die Ernte.
Bislang konnte die Presse aber noch keine Tatsachen vorweisen und nicht belegen, dass die Ängste vor einer Krise berechtigt seien. Dabei sind übrigens selbst die Hersteller schon etwas verunsichert gewesen, was denn bei der Konkurrenz im Argen sei – vielleicht gehe es denen schlecht, ohne dass man selbst etwas davon mitbekommen habe? Alles nicht wahr – die nächste Prosecco-Party konnte bislang immer gesichert werden!