Sancerre 2013 von ALDI: L’Escarpe von Grands Vins Selection, Saint Jean d’Ardieres

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Auch ohne ALDI gibt es gute Gründe, Sancerre zu kennen. Wer das jährlich stattfindende internationale Jazzfestival in Bourges (Departement Cher) besuchen sollte, der gelangt womöglich auf dem einen oder anderen Weg auch in das malerische Loire-Städtchen Sancerre mit seinen etwa 1600 Einwohnern. Der Weinkenner weiß längst Bescheid, auch ohne Jazz-Fest, steht doch Sancerre für höchst prominente Weißweine des Loire-Tales, die durch ihre helle, frische, rassige, feinblumig-fruchtige Art bestechen.

Der weiße Sancerre ist geradezu in Mode gekommen und inzwischen werden mehr als 100.000 Hektoliter von ihm angebaut. Seit Bestehen der Weißweinappellation im Jahr 1936 ist das Sancerre-Gebiet enorm gewachsen. Seit 1998 hat sich die bestockte Rebfläche vervierfacht.

Sauvignon-Blanc: des Sancerre’s reine Seele

Wie auch der im gegenüberliegenden Tal produzierten Pouilly-Fumé ist der Sancerre als Sauvignon-Blanc in aller Regel unverschnitten anzutreffen. Der Sancerre-Erfolg ist vor allem ein Erfolg der Rebsorte Sauvignon-Blanc, denn die aus ihr gekelterten Weine gelten per se als Spitzenklasse. Auch die großen Bordeaux-Weine, Sauternes etc. zählen zu ihrem Grundbestand. Nicht zuletzt wegen des Erfolgs der Rebsorte finden sich auch Anpflanzungen in Rheinhessen, der Pfalz, Württemberg Baden und im Rheingau. Mittlerweile sind mehr als 800 ha in Deutschland bepflanzt, mit steigender Tendenz.

Jancis Robinson: Aromen von grüner, fast unreifer Frucht im Sancerre

Nicht nur die britische Weinkritikerin Jancis Robinson ist der Meinung, dass die Traube ein typisches Aroma mit einem Duft bringt, der stark an grüne, fast unreife Frucht erinnert. Die Böden der weiteren 14 Sancerre-Gemeinden sind unterschiedlich. Neben der bevorzugten Kreide finden sich innerhalb der Gemeindegrenzen Feuersteinböden sowie und Mergel– und Kiesböden, die zwei weitere Geschmacksvarietäten bilden. Weitere wichtige Orte sind Bue, Crezancy, Verdigny und der Flecken Sury-en-Vaux.

Krügers Weinlexikon: den Sancerre eher jung trinken

Nach Meinung aller Experten sollten die Weine jung getrunken werden. Krügers Weinlexikon geht davon aus, dass der Sancerre im zweiten und dritten Jahr seinen Höhepunkt erreicht; doch soll es in besonders guten Jahren auch Weine geben, die mit Gewinn noch älter werden können. Ob allerdings ein Sancerre aus 2010 oder 2011 noch empfehlenswert ist, lässt sich so pauschal nicht sagen.

Sancerre 2013 von ALDI: hält er, was der Name verspricht?

Vielleicht ist die Erwartung – nach aller theoretischen Beleuchtung – für einen echten Sancerre zu hoch, jedenfalls für den aktuell verkosteten Sancerre 2013, „L’Escarpe“, aus dem Hause „Grands Vins Selection“, aus Saint Jean d’Ardieres, mit 12 % Volumenalkohol von ALDI.

Sancerre 2013 von ALDI: keine Erzeugerabfüllung

Es handelt sich also mitnichten um eine Erzeugerabfüllung, denn Saint Jean d’Ardieres liegt nicht im Departement Cher, sondern mehr als 250 Kilometer entfernt im Departement Rhone. Ein wenig wird man erinnert an den alten Winzer-Spruch: „Hab ich das Etikett, hab ich auch den Wein“.

Sancerre 2013 von ALDI: viel Säure, wenig Terroire

Weder die Eigenheiten des Kreide-Gesteins, noch des Feuerstein-Bodens oder auch der Mergel-Kies-Mischung, kommen in diesem Sancerre zum Vorschein. Allenfalls die Erinnerung an „grüne, unreife Frucht“ wird wach, mit einer Überbetonung von Säure, die glücklicherweise im Bukett nicht erkennbar wird.

Probenbericht:

  • Farbe: blassgelb
  • Bukett: vom grünen, unreifen Apfel
  • Geschmack: trocken, säurebetont

ALDI Nord (bei ALDI Süd haben wir ihn nicht entdeckt) bietet den Sancerre zu einem Top-Preis von 7,99 € an. Das Problem bei diesem Angebot ist allerdings, dass der Kunde leider keine Vorstellung davon erhält, wie ein Sancerre tatsächlich schmeckt oder schmecken könnte. Allenfalls die Rebsorte ist diesem Wein abzuspüren.

Fazit

Tatsächlich ist der Sancerre ein teurer Wein geworden, für den mindestens das Doppelte des ALDI-Preises aufgebracht werden muss. Auch ein Sancerre des gleichen Jahrgangs aus Jacques Wein-Depot zu 14,95 € konnte nicht überzeugen. Andere Discounter wie LIDL, Netto oder real haben wir nach diesem Erlebnis nicht mehr in den Test einbezogen. bieten Der Sancerre-Freund sollte sich einstweilen auf Erzeuger-Abfüllungen konzentrieren. Leider ist es so, dass mit einem prominent gewordenen Wein versucht wird, aus eben dieser Berühmtheit Profit zu schlagen. Weinfreunde sollten das nicht hinnehmen.

Wir haben die Newsletter der großen Versender und Discounter „@Home“ abonniert und werden berichten, wenn wir auf einen erwähnenswerten Sancerre, insbesondere auch aus den älteren Jahrgängen 2010/2011/2012, stoßen sollten.


Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: Marcel Jancovic

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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