Weinrallye: #85 Blaufränkisch vs. Lemberger

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Weil die Österreicher beharrlich von ihren „Blaufränkisch“, die Württemberger aber ihren „Lemberger“ behaupten, mag mancher Weinfreund von zwei unterschiedlichen Rebsorten ausgehen.

Dem ist aber nicht so: Beim Blaufränkisch und dem Lemberger handelt es sich um ein und dieselbe Sorte. Manche Autoren fügen den Hinweis bei, dass es sich um eine „autochthone“ Rebsorte handelt. Dies stimmt natürlich nur bedingt, weil alle Rebsorten früher oder später gezüchtet wurden.

Auch dass er aus Franken stammen könnte, alle Autoren für schlechterdings unmöglich, da es in Franken zu kühl für die wärmeliebende Sorte ist. Die Urheimat des Lemberges, auch Limberger wird zuweilen verwandt, konnte noch nicht bestimmt werden. Dies dürfte auch keine leichte Aufgabe sein, denn es gibt Rebenforscher, die der Meinung sind, das der Lemberger auf die Zeiten Karl des Großen (742 – 814) zurück geht.

In Österreich ist der Lemberger/Blaufränkisch mit 2600 ha bestockter Rebfläche etwas erfolgreicher als in Deutschland, wo sich rund 1700 ha finden. Unter den roten österreichischen Rebsorten steht er damit an zweiter Stelle.

Auch hinsichtlich der Weinqualität des Lembergers wird nur ein zweiter Platz genannt: So geht das Taschenbuch der Rebsorten davon aus, dass der Lemberger qualitativ zwischen Spätburgunder und Portugieser steht.

So bleibt  das Mostgewicht durchschnittlich zehn Prozent unter dem des Spätburgunders und die Säure wird mit gut drei Grad höher als dem Spätburgunder vergleichbar angegeben. Die besten Weine gedeihen, folgt man dem Rebsorten-Taschenbuch, am Neusiedler See, was auch eine kürzlich von dem Magazin FEINSCHMECKER veranstaltete Vergleichsprobe ergab.

In anderen Fragen sind sich die Experten weniger einig. Offizielle Stellen gehen von „langsamer Reife zu kräftigen, körperreichen, nachhaltigen Wein“ aus, der „gut geeignet für lange Lagerung“ ist.

Dagegen schreibt Jancis Robinson in „Reben – Trauben – Weine“: In Österreich gilt der Braufränkisch als für längere Lagerung geeignet, doch erscheinen ältere Beispiele oft etwas oxydiert.“ Immerhin lässt sie gelten, dass für den jungen Wein die in Deutschland beliebte Bewertung ‚rassig‘ zutrifft. Auch dass Napoleon den Lemberger – allerdings aus ungarischer Produktion – gewürdigt habe, weiss die Britin.

Leider sind in den Supermärkten – am Beispiel EDEKA – nur Lemberger-Weine aus der unteren Preiskategorie zu erhalten, so der „Lauffener Katzenbeisser“, Jahrgang 2012, trocken ausgebaut, mit 13,5 Volumenprozent Alkohol.

Dieser Lemberger zeichnete sich aus durch seine dunkle Farbe, vielleicht noch einen Tick kräftiger als bei Württemberger Burgundern. Bei der olfaktorischen Probe wurde das Etikett zu Hilfe genommen, um daraus bestätigen zu können, dass ein „Duft von dunklen Beerenfrüchten“ erinnert werden konnte. Hinsichtlich des Geschmacks, der sehr gut zwischen Säure und Süße ausbalanciert war, wirkten recht kräftige Tannine mit, die das Auffinden von Fruchtaromen eher behinderten.

Tatsächlich werden in Deutschland wie in Österreich allerdings viele Lemberger „lieblich“ ausgebaut. Und da kann Jancis Robinson über den Lemberger ruhig bilanzieren: „Einfacher, ziemlich herber Wein“, in Österreich und Württemberg hat der Lemberger seine treuen Freunde und Liebhaber gefunden. Skeptiker warten und hoffen einstweilen, dass engagierte Winzer noch einiges tun um weitere Qualitätsverbesserungen einzuleiten.

Weinrallye: #85  – Blaufränkisch vs. Lemberger

Dies ist unser Beitrag zur Weinrallye – dieses Mal hat Baccantus das Thema vorgegeben. Herzlichen Dank dafür. Für alle, die vielleicht jetzt auch einmal Lust bekommen haben, an einer Weinrallye teilzunehmen – sei diese Facebook-Gruppe zu empfehlen.

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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