Griechischer Wein: nicht nur als Lied ein Hit

0

Unvergessen bleibt Udo Jürgens mit seinem sentimentalen Hit „Griechischer Wein“. Aus Sicht der Freunde realer Weine aus Griechenland, hätte es der Bemühung des Sängers gar nicht bedurft, denn sie wussten längst Bescheid: Der moderne griechische Weinbau hat überaus erfreuliche Ergebnisse gezeitigt, mit der Teilnahme der Griechen an der EU hatte eine enorme Qualitätsoffensive stattgefunden. Dabei hatten die Griechen vor allem von den Franzosen gelernt, leider auch mit Blick auf die Ausleihe französischer Rebsorten, obwohl auch hier die Ergebnisse an und für sich hervorragend sind – nur wünscht sich der Klient griechischer Weine vor allem autochthone Rebsorten, von denen es ja zum Glück solche in ausreichender Zahl gibt.

Wein aus Griechenland wird immer beliebter

Die Zeiten, in denen alle Weinbedürfnisse meiner Oma mit einer Flasche „Samos“ erfüllt waren, sind lange vorbei. Inzwischen hat sich der Samos längst von seinem Hustensaft Image erholt, in wird in Fachkreisen – als natursüßer Wein – mitunter mit vier Sternen bedacht.

Andere Namen bestimmen das Weingeschehen in Griechenland aber stärker, und da sind es vor allem die trockenen Erzeugnisse mit dem Qualitätskriterium OPAP oder OPE – neuerdings aufgrund der Anpassung an europäische Etikettierungsvorschriften POP, die einfach nur Freude bereiten.

Weine aus Griechenland

Namen zu nennen, wie Nemea, Santorini, Naoussa, fällt schwer, denn so klein Griechenland auch immer ist, nicht weniger als 113000 ha stehen unter Reben, mehr als in Deutschland, und vier Millionen Hektoliter Wein werden erzeugt. Es besteht eine derartige Vielfalt an Regionen, Inseln, Rebsorten, Terroirs, die fast unübersichtlich ist, und dabei werden so viele Spezialitäten erzeugt, dass es fast ungerecht erscheint, einzelne durch Nennung ihres Namens herauszuheben.

Über Nemea weiß Weinpapst Hugh Johnson zu berichten: „Ursprung dunkler würziger Weine von der Agiorgitiko-Traube. Hier schlummert ein riesiges Qualitätspotential. Das obere Nemea verdient eine eigene Appellation.“ Diese Weine aus den Peleponnes sind schon ab etwa 8,00 € zu haben – und es bleibt zu hoffen, dass der Euro auch weiterhin den Leitwährung in Griechenland bleibt.

Wein aus Griechenland: Qualität gibt es auch dort

Im Zusammenhang mit der Schuldenkrise konnte sich über Griechenland fast jeder entsprechende Gedanken machen und es ist wirklich ein eigentümliches Land. Zwar gab es in griechischen Restaurants weiße und rote Imiglycos (halbsüße Weine) und Retsinas (geharzte Weine) mit zweifelhafter Qualität, aber zu finden waren auch betonte Qualitätsweine, die zu weilen auch in keiner Karte verzeichnet waren, deren Kellner aber „einen Vetter“ hatten, der ihnen einige Flaschen gerne außerhalb der Karte verkaufte. Natürlich hatten diese Weine ihren Preis – aber weigere mich, mich darüber zu beschweren, denn die Qualitäten waren tadellos.

So erging es mir längere Zeit ich mit den offenen Naoussas, dass sie mich nicht zufrieden stellten. Irgendwann hatte der Kellner einen Flaschenwein besorgt, und ich erkannte den Naoussa kaum wieder, so konzentriert und voll war sein Aroma. Auch dazu kann Hugh Johnson einiges anmerken: „Qualitätsregion für raffinierten, ausgezeichneten Xinomavro (übersetzt: sauerschwarz, d.V.). Die besten Exemplare stehen auf einer Stufe mit italienischem Barolo und Barbaresco, manche sind sogar noch langlebiger.“

Griechische Weine: der Weinhandel ist nicht immer von Vorteil

Leider tauchen auch in Griechenland immer mehr große Weinerzeuger auf, wie etwa Gaia (die auch Olivenöl etc. herstellen), Boutari, Tsantali usw. Die Konzentration auf immer weniger, dafür aber größere Betriebe ist eine der negativen Folgen der Globalisierung und Finanzialisierung und keinesfalls auf Griechenland beschränkt. Dessen ungeachtet versichern Weinexperten, dass in den genannten größeren griechischen exzellente Weine erzeugt werden, darunter auch Hugh Johnson.

Johnson weiß noch über eine andere Spezialität Griechenlands Bescheid: „Wenn Sie bisher noch nicht entdeckt haben wie gut und originell die griechischen Weine von heute sind, dann ist es jetzt an der Zeit: Die Aromen sind einzigartig, die Weine vom Terroir geprägt und wunderschön ausgewogen. Doch die griechischen Konsumenten trinken heute weniger und billigere Weine, deshalb ist der Export für ambitionierte Erzeuger momentan die einzige Chance. Bislang hat das Image, nicht die Qualität, die Exporte gebremst, doch 2013 stieg der Absatz nach Übersee mengenmäßig um über 11 % – und nach Umsatz sogar um 30 % in die USA, um 55 % nach Kanada. Das lässt für die Zukunft hoffen, denn eine Krise wird es nicht immer geben.

Griechischer Wein: Griechische Winzer sind die Gewinner

Es ist vielleicht nicht chic, irgendwie zum Krisengewinnler zu gerieren – aber die griechischen Winzer werden sich trotzdem über ein Umsatz-Plus freuen. Bei griechischen Weinen zuzugreifen, dafür sollte das Motiv aber weniger bei geldwerten Vorteilen, sondern bei der Eigenart und dem unvergleichlichen Charakter dieser Weine liegen, denen man beim Genuss zum mindesten einen Moment der Jahrtausende alten Weinkultur abspüren kann.


Bildnachweis: © morguefile.com – slackboy

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

Lassen Sie eine Antwort hier