Die Bodegas Ibéricas – Spaniens Weinkeller laden ein

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Spanien ist sowohl für sein Temperament als auch für seine Ruhe bekannt und kann mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten auftrumpfen, die jedes Jahr mehrere Millionen Touristen ins Land locken. Um das Land besser kennenlernen zu können, muss man allerdings abseits der Touristenpfade unterwegs sein, um mehr über Land und Leute zu erfahren. Gleiches gilt auch für den Weinliebhaber. Wer auf der Suche nach einem erlesenen Wein ist, wird sicher weniger Erfolg in den riesigen Hotels der Touristenhochburgen haben. Weitaus größer sind die Chancen auf einen hervorragenden spanischen Rotwein oder Weisswein in den Bodegas Ibéricas, den Weinkellern Spaniens, die in den Weinbaugebieten zu finden sind.

In ganz Spanien werden mehr als 250 verschiedene Rebsorten angebaut, die sich über mehr als 60 größere und kleinere Weinbaugebiete auf dem spanischen Festland, den Balearischen Inseln und den Kanarischen Inseln, erstrecken. Die gesamten Rebflächen, die eine Fläche von mehr als eine Million Hektar umfassen, werden von 150.000 Winzern in rund 5000 Bodegas bewirtschaftet.

Bodegas Ibéricas: des Spaniers Weinkeller

Als Bodega werden in Spanien sowohl Weinkeller und Weinkellereien, Weinhandlungen, Weinkneipen oder Weinstuben, bezeichnet. Während einer Weinreise durch Spanien wird man nicht umhin kommen, über den Begriff Bodega zu stolpern. Diese sind in besonders großer Vielzahl in den bekannten Weinbaugebieten La Mancha und Rioja sowie in den Regionen Katalonien, Galicien, Extremadura, Andalusien und weiteren, zu finden.

In den meisten Fällen kann man in den Bodegas Ibéricas eigens erzeugte Produkte, beispielsweise Weisswein, Rotwein, Cava sowie süße Dessertweine, kaufen. Häufig handelt es sich bei den Bodegas um traditionelle Betriebe, wobei sich die Gasträume in sehr historischen Kellereien befinden. Um den Gästen Wissenswertes über den Wein näher zu bringen, ist es üblich, dass in den Bodegas Ibéricas Führungen erfolgen. Sehr interessant ist auch die Weinlagerung in den Weinfässern. Das aus Eichenholz bestehende Barrique benötigt für die Weinreifung eine optimale Temperatur und eine Luftfeuchtigkeit von 70%. Auch die Beschaffenheit des Bodens und der Wände spielt im Reifeprozess eine wichtige Rolle. Üblicher Weise wird in den Bodegas der Boden zweimal täglich bewässert, um die optimalen Bedingungen zu gewährleisten.

Typische Bodegas Ibéricas weisen meist einen sehr rustikalen und gemütlichen Charakter auf. Ein Besuch in der Bodega lohnt sich nicht nur, um spanischen Wein zu verköstigen. Allein das Ambiente und das Angebot leckerer Tapas, wie Serrano Schinken, Oliven, Ziegenkäse und ähnliche Leckereien, versprechen einen angenehmen Besuch.

Charakterstarker Tempranillo in Rioja

Rioja im nordspanischen Baskenland zählt zu den bedeutendsten Weinbauregionen in ganz Europa. Allein in dieser Provinz gibt es mehr als 1200 Bodegas, in denen ein Großteil des spanischen Rotweins gekeltert wird. Schon seit vielen Jahren ist Rioja für seinen Qualitätswein bekannt, wobei der Tempranillo im Verschnitt mit den Rebsorten Garnacha und Mazuelo einen erstklassigen Rotwein ergibt, der lange im Holzfass gelagert wird, um sein volles Aroma entwickeln zu können. Hieraus ergeben sich sehr elegante Rotweine der Spitzenklasse.

Seit einiger Zeit ist es aber auch üblich, dass verschnittener Tempranillo Rotwein im Eichenbarrique gelagert wird, wodurch sich der Reifeprozess verkürzt. Aus diesen jungen Rioja Rotweinen ergeben sich ein fruchtbetonter und frischer spanischer Rotwein mit viel Körper und angenehmer Säure, die auf das Terroir zurückzuführen ist.

Im Gegensatz zur Region Rioja wird der Tempranillo in der Weinbauregion Castilla y León kaum verschnitten, sondern reinsortig produziert. Seit einigen Jahren erlebt diese Region einen Aufschwung, was auf die Produktion des sehr hochwertigen Rotweins zurückzuführen ist. Die kalkhaltigen Böden und das unbeständige Klima der Hochebene Nordspaniens macht den Tempranillo aus Castilla y León zu einem geschmacksintensiven und langlebigen Rotwein der höchsten Qualität.

Auch wenn Spanien seit Jeher als Rotweinland bekannt ist, stammen sehr geschmackvolle und erlesene Weissweine aus den Weinbauregionen des Landes. So stammen beispielsweise in Rioja neben den roten Rebsorten Tempranillo, Garnacha, Mazuelo und Graciano, die weißen Rebsorten Viura, Malvasia, und Garnacha Blanca ebenso aus dem nördlichen Weinbaugebiet. Weinliebhaber, die spanischen Weisswein bevorzugen, sind also in den Bodegas Ibéricas ebenso gut aufgehoben wie die Rotweinfreunde.

Weisswein aus Katalonien: Macabeo aus Penedès

Klassische Bodegas Ibéricas mit dem typisch rustikalen Charme gibt es in allen Weinbauregionen Spaniens, wobei sich die höchste Anzahl selbstverständlich in den größten Gebieten La Mancha und La Rioja finden.

Reisende, die sich schon einmal in einer spanischen Weinkellerei von der erlesenen Qualität spanischen Weissweins oder Rotweins überzeugen konnten, werden sich ebenfalls gerne an die spanischen Tapas in der Bodega erinnern. Typischer Weise reichen die Gastwirte passende kleine Häppchen, die auf den Wein abgestimmt sind.
Auch Weissweinkenner werden in den Bodegas fündig werden. Obgleich die weisse Rebsorte Airén zu den meistverbreitesten Trauben zählt, gehört sie nach wie vor nicht zu den belietesten, da sie in der Regel zum Verschnitt mit anderen Sorten verwendet wird.

Weitaus beliebter ist die weisse Rebsorte Macabeo, die überwiegend im nordspanischen Penedès, Katalonien angebaut und zum erfrischenden Qualitätsschaumwein Cava verarbeitet wird. Wegen der fruchtig-frischen Geschmacksnote eignet sich Macabeo jedoch auch zur Produktion von spanischem Weisswein.

Eine ebenso beliebte weisse Rebsorte, die ebenfalls aus Katalonien stammt, ist Xarel-Lo, die wie die Macabeo Traube hauptsächlich im Gebiet Penedès angebaut wird. Seit etwa 20 Jahren wird ein Großteil des weissen Xarel-Lo als reinsortiger Weisswein gekeltert. Mit viel Körper und einem angenehmen Säureanteil begeistert der spanische Xarel-Lo in jeder Bodega.

Unbedingt probieren sollte man auch die süßen Weissweine, den Moscatel und Malvasia, aus denen in den südlichen Gefilden gerne Dessertweine hergestellt werden, deren Geschmacksnoten sehr an einen Sherry erinnern. Aufgrund des sehr hohen Alkohlgehaltes ist es ratsam, den süßen Weisswein eher in kleinen Mengen zu verköstigen.

Zusammenfassend muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass im gesamten Gebiet des spanischen Festlandes, den Balearen und den Kanaren, eine große Vielzahl der Bodegas Ibéricas zu finden sind, die jede für sich sehr reizvoll sind. Abgesehen von den dort produzierten Weissweinen und Rotweinen, trägt das Ambiente stark dazu bei, dass der Weinausflug zu einem vollen Erfolg wird.

Weinkenner, die statt einer historischen Bodega lieber einen sehr extravaganten Weinkeller besuchen möchten, sollten die avantgardistische Bodega des Architekten Frank Gehry in Elciego im Baskenland besuchen, die unter dem Namen Marqués de Riscal, bekannt geworden ist. Das abstrakte Gebäude erscheint zunächst in seinem Umfeld etwas deplatziert zu sein, beim näheren Betrachten erkennt man jedoch die wahre Faszination dieser etwas anderen Bodega Ibérica.


Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: Lukas Gojda

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