Deutscher Wein: an Vielfalt kaum zu überbieten

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Wer beginnt, sich dem Thema Wein anzunähern, wird als erstes von der enormen Vielzahl an Weinen überrascht sein, die es weltweit gibt. Auch die Anzahl der verschiedenen Rebsorten, es sind in etwa 20.000, gibt Anlass zu einem erstaunten Hochziehen der Brauen. Allein in Deutschland gibt es ungefähr 140 Rebsorten, von denen aber nur etwa 30 in größerem Rahmen zur Weinherstellung verwendet werden. Der Rest findet Verwendung für sehr spezielle Weine, die nur in sehr begrenzter Anzahl produziert werden, als Tafeltraube oder wird schlicht und ergreifend überhaupt nicht verwertet. Von den vorhandenen Rebsorten wird der überwiegende Teil zur Produktion von Weisswein verwendet. Nur ein vergleichsweise geringer Anteil (etwa 25%) werden zur Rotwein-Produktion eingesetzt. Allerdings ist in den letzten Jahren ein Trend hin zu einem höherem Rotwein-Anteil zu verzeichnen, der noch immer anhält.

Auch im Ausland wird deutscher Wein sehr hoch geschätzt. Im Jahr 2012 wurde insgesamt 1,3 Millionen Hektoliter deutscher Wein ins Ausland exportiert. Der größte Teil davon war Qualitätswein, was man daran erkennen kann, dass sich die Preise für deutschen Wein im Ausland um etwa acht Prozent erhöht haben. Die Länder, die am meisten deutschen Wein importieren, sind die USA, die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Norwegen.

Deutscher Wein – Die bekanntesten Rebsorten und ihre bevorzugten Anbaugebiete

Riesling

Wer an deutschen Wein von hoher Qualität denkt, hat als erstes den Riesling vor Augen. Und dies absolut zu Recht. Wegen seiner besonderen Eigenschaft, auch in nördlicheren Regionen guten Weisswein hervorzubringen, wird er in fast allen Qualitäts-Weinlagen angebaut. Zu den bekanntesten, deutschen Weinbaugebieten für den Riesling zählen:

  • Saar
  • Ruwer
  • Mosel
  • Ahr
  • Lahn

Hier gedeiht der Riesling fast ausschließlich an steilen Hängen der Flusstäler, welche in südöstlicher oder südwestlicher Richtung liegen. Besonders deutscher Wein aus den Spitzenlagen an Mosel, Saar und Ruwer gehören zu den besten und begehrtesten Weinlagen für den Riesling überhaupt.

Müller-Thurgau

Dem Riesling dicht auf den Fersen ist die weisse Rebsorte Müller-Thurgau. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da der Müller Thurgau aus einer Kreuzung der Sorten Riesling und Madeleine Royal entstanden ist. Der Müller Thurgau gehört zu den weltweit am meisten angebauten Weisswein-Sorten. Unter Kennern ist er oft nicht sehr wertgeschätzt. Dies liegt zum großen Teil daran, dass der Müller-Thurgau sehr hohe Erträge bringt und aus diesem Grund für minderwertige Massenweine verwendet wurde. Da der Müller-Thurgau auch auf schlechten Lagen sehr gut gedeiht, wird er auch überwiegend dort angebaut. Das Ergebnis sind Weine von entsprechender Qualität. Dabei hat der Müller-Thurgau durchaus das Potential, gute Weine hervorzubringen, wenn er an den entsprechenden Plätzen angebaut wird.
Zu den bevorzugten Weinbaugebieten des Müller-Thurgau zählen unter anderem:

  • Rheinhessen
  • Baden
  • Pfalz
  • Franken
  • Mosel

Ein Müller-Thurgau sollte jung getrunken werden. Lange Lagerzeiten von mehr als zwei oder drei Jahren, schaden eher als sie nützen.

Spätburgunder

Was der Riesling bei den Weissweinen, ist der Spätburgunder bei den Rotweinen. Er gilt als die klassische Rotweinsorte in den nördlichen Weinbaugebieten. Gemessen an allen Rebsorten ist er die, in Deutschland dritthäufigst angebaute, Weinsorte.
Auch in Punkto Qualität braucht sich der Wein nicht zu verstecken. Da aus ihm immer wieder Spitzenweine hervorgehen, wird er von Kennern auch als Edelrebe bezeichnet. Der Wein sollte jung getrunken werden, da die Qualität bei der Alterung nur schwer vorherzusagen ist. Es gibt aber auch immer wieder Jahrgänge, die bei längerer Lagerung ausgesprochen gute Weine mit sehr komplexen Aromen hervorbringen.
Der Spätburgunder kommt in fast allen deutschen Weinbaugebieten vor.
Die bevorzugten Lagen für den Spätburgunder sind:

  • Baden
  • Pfalz
  • Rheinhessen
  • Württemberg

Neben seiner Bedeutung zur Herstellung von Rot- und Roséweinen, spielt der Spätburgunder auch bei der Champagnerherstellung eine große Rolle.

Dornfelder

Der Dornfelder erhielt seinen Namen von dem Züchter Immanuel Dornfelder. Entstanden war sie aus einer Kreuzung der Heroldrebe und Helfensteiner.
Ursprünglich wurde der Dornfelder überwiegend als Deckwein verwendet, um anderen, farbschwächeren Weinen zu mehr Farbe zu verhelfen. Aus diesem Grund hat er auch den Ruf als sehr einfacher Rotwein. Doch diesen Ruf trägt die Traube zu Unrecht, wie viele Prämierungen beweisen. In Deutschland steht der Dornfelder auf Platz vier, wenn man die Anbaufläche als Maßstab nimmt. Insgesamt ist ein schwach, rückläufiger Trend beim Anbau des Dornfelder zu verzeichnen.
Die größten Anbaugebiete für den Dornfelder in Deutschland sind Rheinhessen und die Pfalz. Kleinere Bestände gibt es noch in:

  • Nahe
  • Württemberg
  • Mosel
  • Franken

In Deutschland hat sich der Dornfelder aufgrund der verstärkten Nachfrage nach roten Weinen inzwischen zu einer Modemarke entwickelt.
Als Rotwein hat er einen fruchtigen Geschmack und eine schwarzrote Farbe. Deutscher Wein der Rebsorte Dornfelder wird zu einem geringen Anteil auch als Roséwein hergestellt. Dieser wird in der Pfalz auch als Federroter bezeichnet.

Silvaner

Der Silvaner gehört mit zu den ältesten, heute noch kultivierten Rebsorten. Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde ein Wein beschrieben, der die gleichen Eigenschaften wie der Silvaner aufwies. Es wird vermutet, dass die Rebe bereits im 17. Jahrhundert aus dem Donauraum nach Deutschland gelangte. Nachgewiesener Maßen wurde er erstmalig am 10. April 1659 in Franken angebaut.

Die Qualität von Weinen der Sorte Silvaner kann unter Umständen erheblich schwanken. Grund dafür ist, dass der Wein sehr intensiv die Eigenschaften des Bodens annimmt, auf dem er wächst. Er wird aus diesem Grund auch als so genannter Terroir-Anzeiger bezeichnet.
Der Wein erzielt sehr gute Qualitäten, wenn er aus Regionen mit einem sehr altem Rebstock-Bestand kommt und wenn eine starke Ertragsregulierung in Form der Reberziehung erfolgt.
Die größten Anbaugebiete in Deutschland sind nach ihrer Größe geordnet:

  • Rheinhessen
  • Franken
  • Pfalz
  • Baden
  • Württemberg

Insgesamt wird ist in Deutschland eine Fläche von 5.200 Hektar mit der Rebsorte Silvaner bestockt.

Grauburgunder

Am Ende unserer Reise durch die Welt, der am häufigsten in Deutschland angebauten Weinsorten, sind wir nun beim Grauburgunder angekommen.
Dieser Wein entstand aus einer zufälligen Mutation des Spätburgunder. Der Legende nach wurde sie im Jahr 1711 von Johann Seger Ruland in einem verlassenen Weinberg entdeckt.
Der klassische Grauburgunder liefert sehr körperreiche und säurearme Weine, mit relativ hohem Alkoholgehalt. In den Weinbaugebieten Baden und Pfalz haben sich zwei weitere Ausbauarten des Grauburgunder entwickelt. Bei der ersten Methode werden die Trauben sehr spät geerntet, teilweise im Zustand der Edelfäule. Daraus entsteht der Ruhländer, ein sehr schwerer, süßer Wein.
Der Grauburgunder wird seit etwa 20 Jahren auch jung geerntet und verarbeitet. Das Ergebnis ist ein eleganter, wenig süßer Wein mit relativ hohem Säureanteil. Dieser wird in Baden und der Pfalz statt Ruhländer auch als Grauburgunder bezeichnet.
Nennenswerte Bestände gibt es in:

  • Baden
  • Rheinhessen
  • Pfalz
  • Nahe

Weine aus der Rebsorte Grauburgunder haben eine sehr intensive goldgelbe Farbe. Spitzenweine dieser Sorte erkennt man an ihrem leicht braunen Farbeinschlag.


Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: Wetzkaz Graphics

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