Barrique-Wein: Warum Weine aus dem Barriquefaß unser Herz erfreuen

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Barrique-Weine wurden bis vor einigen Jahren nur von Weinkennern getrunken. In den 1980ern kam der Ausbau von Weinen im Barrique-Fass weltweit groß in Mode. Mittlerweile bietet sogar ALDI einen „2012 Dornfelder im Barrique gereift Pfalz QbA“ an. Spätestens das weiß ein jeder: der Barrique-Wein ist bei uns angekommen. Aber warum **sperrt** der Winzer den Wein in das dunkle Eichenfass?

Im Barrique gereift: Vanillin-Aromen und mehr

Drei kleine Anekdoten – die ich auf Wikipedia entdeckte – zeigen, was das „Barriquisieren“ bewirken kann.

Die Engländer und das Bordelais

Wer an einen Bordeaux denkt, fühlt sich sofort nach Frankreich versetzt und wird am allerwenigsten an die Engländer denken. Die Franzosen, die ja schon seit einigen Jahrhunderten ein etwas **gespanntes** Verhältnis zu den Insulanern haben, tolerieren das gerne – doch die Wahrheit muss hier mal wieder ans Tageslicht. Ausgerechnet die Engländer waren es, die während ihrer Herrschaft in Bordeaux von 1154 bis 1453 den Handel mit den Weinen aus dem Bordelais aufbauten. Und was die Engländer auch bemerkten war, dass die Weine beim Transport in den Holzfässern merklich haltbarer wurde.

Die Hanse und der Rotspons

Der Rotspons ist ein Rotwein, welcher von hanseatischen Kaufleuten aus Lübeck, Bremen und Hamburg in Bordeaux gekauft wurde. Der Wein wurde in die Hansestädte verschifft und dort aus verschiedenen Lieferungen verschnitten. Die Lagerung im Holzfass und der exzellente Verschnitt sollen dazu geführt haben, dass die Winzer aus dem Bordeaux ihre Weine nicht mehr wiedererkannt haben sollen, wenn diese beim Besuch ihrer hanseatischen Klientel denselben verkosteten. Aber offensichtlich fand der Rotspons in den Hansestädten großen Anklang.

Monsieur Louis-Gaspard Estournel

Louis-Gaspard Estournel war der unverheiratet gebliebene Sohn einer alten Weinbauernfamilie in Saint-Estèphe nahe Bordeaux. Er lebte von 1753 bis 1844 und widmete sein Leben dem Aufbau des dann berühmt gewordenen Weinguts Château Cos d’Estournel. Um 1800 machte er eine Entdeckung, die er posthum in klingende Münze umsetzte.

Er trieb Handel mit Arabien und Indien, wo seine Weine willkommen waren. Wenn vereinzelt nicht verkaufte Weinfässer nach Saint-Estèphe zurückkamen, dann stellte er fest, dass der Wein in diesen Fässern erheblich dazugewonnen hatte. Die Qualität dieser Retouren sprach sich schnell herum und Monsieur Etournel verkaufte nicht nur die Retouren-Weine zu wesentlich höheren Preisen – er beschloss auch, alle seine Weine vor dem Verkauf in Holzfässern zu transportieren.

Aromen aus dem Holzfass

Holzfässer für Lagerung und Transport von Getränken gelten als Erfindung der Kelten bzw. Gallier (von denen wir ja einige recht liebenswerte Exemplare kennen) und sind etwa seit 1000 v. Chr. in Gebrauch. BARRIQUE bedeutet im Französischen nichts anderes als „Fass“ und wurde vom Gaskognischen barrica abgeleitet. Ob nun Barrica oder Barrique: während sich der Rotwein oder Weißwein im Barrique aufhält, geruht er Aromen aus dem Holz aufzunehmen und seine Tannine hierum zu ergänzen. Vanillin ist eines der möglichen Aromen. Die Reifung im Eichenholz macht nicht jeden Wein besser. Vor allem kräftige Sorten wie den Cabernet-Sauvignon oder den Chardonnay unterstützt die Reife im Barrique-Fass. Einen Riesling jedoch würde die Reife im Holzfass erdrücken.

Das Holzfass: das kleine Barrique-Einmaleins

Auch der Ausbau der Weine im Weingut mittels dem Barrique-Fass wurde zur Wissenschaft erhoben. Sehr viele Faktoren nehmen Einfluss auf das Ergebnis. Ein neues Holzfass wird den Geschmack des Weines wesentlich stärker beeinflussen als ein älteres Barriquefass dies könnte. Auch der Boden des Waldes auf dem die Eiche gewachsen ist, aus deren Holz das Barriquefass hergestellt wurde, hat einen großen Einfluss auf die Aromen, die an den Wein weitergegeben werden.

Die Qualität des Weines ist natürlich ebenfalls entscheidend, nicht nur die Qualität des Fasses. Wichtig ist ebenfalls der Röstgrad, die sogenannte Stärke der Erhitzung, mit der die Holzplanken (Dauben) in die Fassform gezwungen werden. Mit jeder Anwendung verliert das Barriquefass ein Stück seiner Aromakraft. Der Kellermeister ist Herrscher über seine Barriquefässer und entscheidet im Holzeinsatz, welcher Wein mit stärkeren oder schwächeren Fässer aus der Zweitbelegung oder Drittbelegung ausgebaut wird.

Während Rotweine im Holzfass lediglich gelagert werden, ist es bei den Weißweinen so, dass diese im Barriquefass auch gären. Der Kellermeister wird hier jedoch kein neues Barriquefass verwenden, was zu viel seiner Aromenkraft weitergeben würde. Zuviel Holzgeschmack entwertet den Wein, weshalb hier mit viel Vorsicht und Verstand vorgegangen sein will.

Oxidative Reife im Barriquefass

Der geringe aber vorhandene Luftaustausch im Barriquefass trägt als sogenannte oxidative Reife mit zum Werden der großen Weine bei. Es sind vor allem Rotweine, die im Eichenfass reifen dürfen (siehe oben) jedoch werden vereinzelt auch Weißweine aus Bordeaux und Burgund im Barriquefass ausgebaut. Hier sind es die trockenen und edelsüßen Weine, die auf dem Weingut in das Barriquefass zur „Weiterbildung“ geschickt werden.

Barrique-Weine bei ALDI, Lidl, Netto & Co.

Im Discounter werden Weine in verschiedenen Preislagen angeboten. Manche der sehr günstigen Barrique-Weine kann man wirklich guten Gewissens empfehlen. Wobei natürlich die Geschmäcker verschieden sind. Deshalb: wenn Sie einen der hier aufgeführten Barrique-Rotweine mal probieren wollen, tun Sie’s einfach und lassen Sie sich überraschen. Hier also nun einige Discounter-Barrique-Weine von verschiedenen Weingütern.

  • Dornfelder QbA im Barrique gereift, trocken, Pfalz von LIDL für 3,59 Euro
  • BARRIQUE Spätburgunder QbA, trocken, Pfalz von LIDL für 4,59 Euro
  • Dornfelder im Barrique gereift QbA, Rheinhessen von Netto
  • Michel Schneider Dornfelder im Barrique gereift trocken, Pfalz von Real für 4,69 Euro
  • Bertoldi, Merlot Barrique 2012, Italien, Apulien von Edeka für 5,49 Euro

Bildnachweis: © apfelweile – Fotolia.com

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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